Unsere Gründungsgeschichte Teil 2
Warum Hundebetten?
THINK OUTSIDE THE BOX BED.
Nachdem wir in Teil 1 unserer Gründungsgeschichte darauf eingegangen sind, warum Nachhaltigkeit zum Kern unserer unternehmerischen Tätigkeit wurde, erzählt Euch unserer Gründerin Alexa in Teil 2, warum wir mit Hundebetten gestartet sind.
Nunu ist mein erster Hund. Als ich ihn zu mir holte, war ich überwältigt, wie viele Spielzeuge und Betten es gab. So coole Designs, so coole Stoffe. Was mir aber von Anfang an gegen den Strich ging, war der künstliche Geruch und die künstliche Haptik. Als ich das Hundebett dann zum ersten Mal waschen wollte und die Inletts herausnahm, sah ich dann auch noch, wie lieblos und unfassbar billig das Füllmaterial war.
Ich bemerkte, dass sich Hunde – genauso wie Menschen – am wohlsten auf natürlichen Materialien fühlen. Und so begannen wir 2022 Hundebetten neu zu erfinden. Unser Alleinstellungsmerkmal: Hundebetten aus ausschließlich natürlichen Materialien – vom Bezugsstoff bis zur Füllung – und die Zugabe von Zirbenholz-Spänen, da sie Tiere beruhigen.
Unsere ersten Hundebetten bestanden aus upgecycelten Jute-Kaffeesäcken (70 x 90 cm) mit einer Bommelborte drumherum und zwei Füll-Möglichkeiten: Zirbenholz-Späne mit Entendaunen und -federn (nicht aus Lebendrupf) oder mit Bio-Heu.

Vom Rückschlag zum Vorsprung
Dann stolperte ich über diesen Artikel über Jute auf Utopia:
„Die isolierten Fasern werden anschließend in fließendem Wasser gewaschen, getrocknet und oft mit mineralhaltigen Ölen behandelt – der letzte Schritt wird auch als „Batschen“ bezeichnet. In Jutewerken wird aus der Naturfaser ein Garn hergestellt. Das Textilgarn wird schließlich ausgewaschen und von dem Mineralöl befreit. Die Naturfaser lässt sich nun zu Stoffen oder anderen Produkten verarbeiten. Beachte: Mineralöl ist ein komplexes Gemisch aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH) und aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH). Es ist schwer biologisch abbaubar. MOAH stehen außerdem im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein und sollten nicht in den Körper gelangen. Doch genau das kann passieren, wenn zum Beispiel Lebensmittel in Jutebeuteln gelagert werden. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden in Kakaobohnen, Reis, Kaffee und Mandeln teilweise heute noch Mineralölbestandteile gefunden, die von Jutesäcken stammen. (…) Bevor du Jute-Produkte kaufst, solltest du dir die Marke also genau ansehen.“
Die Substanz, um die ich also einen großen Bogen machte, wurde somit im Nachhinein auf die Jute-Fasern gebracht. Ich war entsetzt. Da ich die schönen Jutesäcke von verschiedenen Lieferanten bezog und diese ja keine Neuware, sondern upgecyelte Ware darstellten, um Ressourcen zu schonen, fiel die Option den Lieferanten zu sagen, dass sie bitte den Herstellern der Kaffeesäcke sagen sollen, dass diese Pflanzen- statt Mineralöle benutzen, vom Tisch. Niemals wäre ich darauf gekommen, dass natürliches Material, das direkten Kontakt mit Nahrungsmitteln – wie Reis oder Kaffee – hat, mit Mineralöl behandelt wird 🤯.
Geschockt schickte ich Proben der Jutesäcke in ein Forschungs- und Prüflabor, das sich auf die Bestimmung und Charakterisierung von Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH / MOAH) in Lebensmitteln, Kosmetika, Bedarfsgegenständen und sonstigen Materialien spezialisiert hat. Das Ergebnis: Es wurden geringe Spuren von MOAH gefunden.
Aber das Labor gab Entwarnung:
Bei Jute liegt die Nachweisgrenze bei 1 mg/kg und bei Kosmetika bei 100 mg/kg.
Liegt eine Probe unter dieser Nachweisgrenze kann man sagen, etwas ist MOAH-frei. Hat eine Kosmetika-Probe also 99 mg MOAH / kg gilt sie offiziell als MOAH-frei.
Da bei den Kaffeesack-Proben Werte zwischen 8 und 33 mg/kg gefunden wurden, die über der Nachweisgrenze von 1 mg/kg von Jute lagen, galten die Kaffeesäcke nicht als MOAH-frei.
Ich fand es verrückt, dass in Kosmetika, die auf der Haut angewendet werden, mehr MOAH drin sein darf, um als nachweisbar zu gelten, als bei Jute, die nicht auf der Haut verteilt wird.
Aber da es keine Grenzwerte für Jute-Bezüge gibt oder eine etwaige Verpflichtung, mussten die Spuren von MOAH nicht auf den Hundebetten gekennzeichnet werden.
Der promovierte Diplom-Lebensmittelchemiker, der unsere Proben untersuchte, stufte „eine echte Gefahr als unwahrscheinlich“ und den Übergang von MOAH in den Körper des Hundes durch Ankauen des Stoffes als „vermutlich vernachlässigbar“ ein.
Den Wert von 33 mg/kg bei dermalen Kontakt bei Hunden bewertete er als unbedenklich und zog eine Analogie zur Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) bezüglich Kosmetika: „Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand sind aus Sicht des BfR gesundheitliche Risiken für Verbraucherinnen und Verbraucher bei Anwendung kosmetischer Mittel auf der Haut nicht zu erwarten.“ Er verwies auf die Nachweisgrenze von 100 mg/kg bei Kosmetika, und da lagen die Proben mit 33 mg/kg weit drunter.
Ich weiß noch genau, wie ich im Zug von München zu meinen Eltern in den Norden saß, als das Ergebnis per Mail kam und mir die Tränen kamen. Obwohl das Labor und auch Freunde kein Problem in der MOAH-Thematik sahen, waren die Kaffeesäcken damit für mich vom Tisch. Das war nicht das Material, mit dem ich arbeiten wollte.
WELCOME TO THE GREENWASHING-JUNGLE
Da sich viele Hunde-Eltern weitere Größen und die klassische Hundebett-Form mit Rand wünschten, was mit dem Kaffeesack und der Bommelborte eh nicht zu realisieren gewesen wäre, machte ich mich auf die Suche nach Stoffen. Mir schwebten Hundebetten aus Teddy-Plüsch, Bouclé und verschiedene Farben vor. Ich besuchte eine große Stoff-Messe in München und wusste nicht, wie ich mir einen Überblick über die verschiedenen Stoffe der über 900 Aussteller verschaffen sollte. Die Messe-App versprach Rettung mit der Möglichkeit nach zertifizierten Anbietern und Stoffen zu filtern. Gesagt, getan, GOTS und OEKO-TEX ausgewählt und über 140 Stände als Suchergebnis erhalten. WOW.
In 3 Tagen besuchte ich alle. Ich weiß noch genau, wie ich an dem ersten Stand, den ich aufsuchte, an einem Flecktarn-Teddy-Stoff hängen blieb.


Turned out: 100 % Polyester.
Paar Stände weiter fragte ich explizit nach Teddy-Stoff, der zertifiziert ist, und erhielt den:

Unter „Comp.“ seht Ihr „100 % PL“ (Polyester) rot markiert. Aber hey, immerhin OEKO-TEX-zertifiziert (grün markiert) und für Babys geeignet 😉.
Warum bei Zertifizierungen selten Gold ist, was glänzt, und wir dem Thema kritisch gegenüberstehen, zeigen wir Euch demnächst in einem eigenen Blog-Artikel zum Thema Stoff-Zertifizierungen (landet in Eure Posteingang, wenn Ihr unseren SUPAW-LETTER abonniert).
Und so gab es in diesem Greewashing-Dschungel einen Reinfall nach dem nächsten. Lediglich 7 Stoffe an den über 140 von mir besuchten Ständen schafften es in die engere Auswahl. Richtig begeistert war ich von keinem. Gut, dass ich pedantisch das Messe-Programm las. Sonst hätte ich nichts von einem Vortrag mitbekommen, der sich fernab des Bestellwahns von Kunden und Händlern in einer kleinen Messe-Location dem Einsatz nachhaltigerer Materialien widmete. Ich lauschte einer Podiumsdiskussion und wurde als Seglerin hellhörig als eine Frau auf der Bühne von einem Stoff erzählte, aus dem schon die Segel der Schiffe von Kolumbus hergestellt wurden. Die Rede war von Hanf. Und da war er, der Heureka-Moment: Hundebetten aus Hanf.
Nach der Podiumsdiskussion bewegte ich mich Ideen-schwanger durch die kleine Messe-Location. Auf Screens liefen Daten und Fakten über die Verschmutzung durch Kunststofffasern aufgrund ihrer schädlichen Inhaltsstoffe und ihrer verheerenden Wirkungen auf Menschen, Tiere und unsere Lebensgrundlagen. Ich war entsetzt und mir wurde noch klarer: Hinter Hundebetten aus künstlichen Stoffen kann niemand mit einem guten Gewissen stehen. Umso verstörender fand ich, dass die Messe dieses Thema ja wortwörtlich auf dem Schirm hatten, indem sie es auf diesen Schirmen (Screens) hatte, 90 % der Aussteller aber fröhlich weiter business as usual mit ihren zertifizierten Plastikfetzen machten. Willkommen in Absurdistan.
Man sagt ja etwas plump: „In Leidenschaft steckt leiden“. Aber es stimmt. Ich war so entsetzt und sauer, dass dieses Thema die meisten nicht zu interessieren schien, dass ich mein Herzblut in die Entwicklung des ersten Hundebetts steckte, mit dem alle gewinnen :)